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Spielebox für Kindergärten und Horte
Mit der Absicht Kinder altersadäquat für die Abfallvermeidung zu sensibilisieren, wurden von der Abteilung Umweltschutz konzipierte Spieleboxen an alle Kindergärten und Horte Tirols übergeben.

Das Projekt ?sauberes tirol? versetzt die PädagogInnen aller 500 Tiroler Kindergärten und Horte in die Lage, den Kindern auf spielerische Weise das Thema Abfallvermeidung nahe zu bringen. Neu an diesem Projekt ist nicht nur, dass die kindgerecht und didaktisch aufbereiteten Spielmaterialien allen Einrichtungen vom Land kostenlos in einer ansprechend gestalteten Box zur Verfügung gestellt werden, sondern auch der inhaltliche Zugang. Es geht nämlich weniger um die Vermittlung von Kenntnissen zur qualitativen und quantitativen Abfallvermeidung, sondern darum, die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern, um zu verhindern, dass sie (später) unüberlegte Einkäufe tätigen.

Konsumverhalten beeinflusst Abfallmengen
Unter Abfallvermeidung versteht man Maßnahmen, die ein Entstehen von Abfällen verhindern bzw. einschränken (sollen). In unserer Gesellschaft besteht grundsätzlich die Tendenz zur Vermehrung der Abfälle. Alles, was der Mensch erzeugt, wird am Ende der Nutzungsdauer zu Abfall. Schon bei der Gewinnung von Energie und Rohstoffen und später bei der Herstellung aller Konsumgüter entstehen Abfälle in Form von Abgasen, Abwässern und festen Abfällen. Indem wir diese Produkte erwerben, sind wir alle auch an der Entstehung von Abfällen direkt oder indirekt beteiligt. Durch seine täglichen Kaufentscheidungen kann der Verbraucher aber ganz bewusst die angebotene Produktpalette beeinflussen. Verstärkt sich die Nachfrage nach umweltschonenden und abfallarmen Erzeugnissen, so veranlasst dies die Hersteller, den geänderten Anforderungen gerecht zu werden.

 

Die Strategie: Manipulationen erkennen und ein kritisches Konsumverhalten entwickeln
Abfallvermeidung bedeutet aber nicht nur, umweltschonende und abfallarme Produkte zu kaufen, sondern auch sein Kaufverhalten insgesamt bewusst zu steuern. Da unsere Gesellschaft ? verstärkt durch mediale Einflüsse ? wie kaum zuvor von Besitzwünschen und Prestigedenken geprägt ist, versuchen viele Erwachsene, immer öfter aber auch schon Kinder, sich über den Kauf bestimmter Produkte eine (scheinbare) Identität zu verschaffen. Konsumentscheidungen trifft der Mensch häufig nicht mehr rational, sondern von psycho-sozialen Motiven beeinflusst, die ihn zu kompensatorischen oder demonstrativen und daher letztlich überflüssigen Käufen verleiten.
Für die pädagogische Arbeit der PädagogInnen mit Kindergarten- und Hortkindern bedeutet dies, dass die Vermittlung des Themas Abfallvermeidung nicht ausschließlich darauf beruht, wie und was man konkret beim Kauf von Produkten an Abfällen vermeiden kann (z. B. Einkaufskorb statt Plastiktasche oder reparieren statt neu kaufen). Es ist vielmehr entscheidend, Kinder so früh wie möglich bei der Entfaltung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen zu fördern. Die Kinder lernen erkennen, welchen Arten von Manipulation sie ? etwa durch Werbebotschaften ? täglich ausgesetzt sind und wie sie unüberlegte und überflüssige Konsumentscheidungen vermeiden können.

Kritisches und kreatives Denken erlernen
Die Kinder lernen die Ideen und Meinungen anderer nicht unreflektiert zu übernehmen, sondern sie kritisch zu hinterfragen. Statt sich immer mit anderen zu vergleichen, sollen sie eine individuelle Bezugsnorm entwickeln und eigene Ideen als kreativ wahrnehmen. Darüber hinaus geht es um die Vermittlung von ?Standfestigkeit?, d. h. um Fertigkeiten wie z. B. Widerstand gegen den Gruppendruck oder ?Neinsagen?.

Zu Eigenverantwortung und -aktivität anregen
Das Spielen ist ? dem Entwicklungsstand der Kinder angemessen ? die zentrale und wichtigste Aneignungsform des Kindes. Spiel ist wie jede Tätigkeit ein ständiger und wechselseitiger Anpassungsprozess zwischen dem Kind und seiner Umwelt. Die Kinder  lernen darin, dass sie auf ihre räumlich-materielle Umwelt verändernd einwirken können, wie auch die Umwelt ihr eigenes Tun beeinflusst. Sie sollen daher durch die rund 20 Hilfsmittel und etwa 50 Spielanleitungen der Materialien-Box ?sauberes tirol? zur Eigenverantwortung angeregt werden und erkennen, dass ihr Verhalten Folgen für die Umwelt hat. Dabei steht ?Abfallvermeidung? in zahlreichen Spielvarianten nicht im Vordergrund, die wünschenswerten Verhaltensweisen sollen vielmehr indirekt als Folge einer Stärkung der sozialen Kompetenz erreicht werden.

In der Praxis
Die Ausstattung der Materialien-Boxen ?sauberes tirol? und die didaktische Aufbereitung der zu vermittelnden Themen basiert auf den unterschiedlichen kognitiven und emotionalen Entwicklungsstadien der  Kindergarten- und Hortkinder. Grundsätzlich sind die Materialien so gestaltet, dass sie die PädagogInnen in die Lage versetzen, ihrer Erfahrung und ihrem didaktischen Einfühlungsvermögen entsprechend, während des gesamten Jahres - wann immer es in den Kindergarten- oder Hortalltag passt - dem Alter und den Fähigkeiten der Kinder angepasste Spieleinheiten zu gestalten.

In der Zeit vom 19. September bis 5. Oktober 2005 wurden die LeiterInnen von Kindergärten und Horten in allen Bezirken Tirols in Einführungsseminaren auf die Arbeit mit der Materialien-Box vorbereitet.